Als Schüler der Sophisten möchte Isokrates mit seiner παιδεία λόγων/paideia logon einen Beitrag zur Bildung leisten. Hegel hat diesen sophistischen Anspruch angemessen hervorgehoben. Die Bildungsdebatte fällt indes in eine Zeit des Umbruchs, ähnlich dem am Ende der römischen Republik. Der Redner schafft eine neue dimissive Form der politischen Kommunikation, indem er politische Leitartikel verfasst, mit denen er auf bestimmte Kreise einwirken will. Im Panegyrikos formuliert er ein Narrativ von der großen Vergangenheit Athens, deren symbolische Macht immer noch ungebrochen sei. Das dient ihm als Argument für den Führungsanspruch Athens in Hellas. Soziologisch betrachtet ist dieser von Hegel herausgehobene Bildungsgedanke auch von politischer Wirkung. Die niemals gehaltenen Reden des Isokrates beweisen dies.
Isokrates als Publizist1
Frühere Fassungen dieses Aufsatzes wurden im Juni bei den Satür 2017 des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen, im November 2017 am Institut für Klassische Philologie der Universität Gießen, im März 2018 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, und beim Kongress des DAV im April 2018 in Saarbrücken gehalten. Ich danke den Einladenden und Diskutanten dieser Vorträge, insbesondere Joachim Knape, Peter von Möllendorff, Claudia Lang-Auinger und Peter Riemer. In einem engeren thematischen Zusammenhang steht mein Aufsatz „Isokrates und die Rechtfertigung des rhetorischen Lebens,“ in Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 44 (2019): 97–131, in dem insbesondere die Antidosis (Or. 15) untersucht wird.
Thomas Schirren; Isokrates als Publizist. Rhetorica 1 November 2021; 39 (4): 357–386. doi: https://doi.org/10.1525/rh.2021.39.4.357
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