Zusammenfassung:
Im Zuge des “rhetorical turn” wird Rhetorik immer stärker als Schlüsselfaktor begriffen, wenn es um die Analyse der Bedingungen von Wissenschaft, genauer ihres Erkenntnisstrebens, ihrer Methoden und Wissensstrukturen sowie der öffentlichkeitswirksamen Präsentation von Forschungsergebnissen geht. Ist Rhetorik eine Erkenntnistheorie? Reicht Rhetorik, verstanden als Inventions- und Argumentationstheorie, um zwischen wissenschaftlichen Geltungsansprü chen zu entscheiden? Und welchen Nutzen hat eine “Wissenschaftsrhetorik”?
Lassen sich die ersten beiden Fragen im Rückblick auf die Tradition der klassischen Rhetorik beantworten, ist für die dritte Alan Sokals spektakuläre Parodie auf postmodern-relativistische Wissenschaftsrhetorik ein lohnenswerter Ausgangspunkt. Das rhetorische Experiment, das 1996 als “Social-Text-Affäre” Schlagzeilen machte, soll im folgenden auf die hier enthaltenen Kriterien einer Wissenschaftsrhetorik untersucht und mit den Konsequenzen des “rhetorical turn” in Beziehung gesetzt werden.